Die Zahlen machen das Problem deutlich: Beispielsweise leben rund 46.000 russischstämmige Menschen in Bremen. Einen russischsprachigen Psychotherapeuten sucht man allerdings vergebens – und auch bei anderen Migrantengruppen sieht die Situation kaum besser aus. „Es mangelt für all diese Menschen eindeutig an einem Angebot psychotherapeutischer Versorgung in der Muttersprache“, sagt der SPD-Abgeordnete Ali Seyrek.
Dabei sei gerade Migration ein bedeutender Stressfaktor, der dazu führen könne, psychotherapeutische Hilfe zu benötigen, betont auch der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Winfried Brumma: „Der Verlust des sozialen Umfelds, eventuelle Belastungen durch Erfahrung mit Armut oder Krieg und ungewisse Zukunftsaussichten erhöhen das Risiko, an psychischen Beschwerden wie etwa Angststörungen oder Depressionen zu erkranken.“
Für Migrantinnen und Migranten die psychotherapeutische Hilfe benötigen, sei daher eine Beratung in der jeweiligen Muttersprache notwendig. „Eine funktionierende sprachliche Verständigung ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Mangelnde Verständigung kann zu diagnostischen Unsicherheiten und therapeutischen Hürden führen“, ist sich auch Seyrek sicher.
Mit einer parlamentarischen Initiative will die SPD-Fraktion sich nun auf Bundesebene für eine vereinfachte Zulassung von entsprechend qualifizierten Psychotherapeuten stark machen und Menschen mit Migrationshintergrund den Zugang zu psychotherapeutischen Berufen erleichtern. Außerdem soll in den stationären Bremer psychiatrie- und Psychotherapie-Einrichtungen verstärkt auf Dolmetscher und sprachkompetente Fachkräfte gesetzt werden.
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